4.5 Robert Wiene (1)

Lady GaGa liest gern Rilke. Und die Red Hot Chili Peppers...? Nun, die lassen sich von der Bilderwelt des Expressionismus inspirieren. In diesem Video finden Sie ein weiteres Beispiel dafür, wie die Popkultur der Gegenwart sich durch Vorbilder vergangener Zeiten inspirieren lässt und sich dadurch selbst inszeniert. 

                                      

Ohne den Einfluss einer expressionistischen Filmkunst, besonders des Filmes Das Cabinet des Dr. Caligari, wäre dieses Video nicht möglich gewesen. Bedenken Sie, welche Hilfe heutzutage Computerprogramme bei der Gestaltung des Sets und der Spezialeffekte bieten. Am Anfang der zwanziger Jahre standen diese Hilfsmittel nicht zur Verfügung. Man drehte in kleinen Ateliers, und die Sets wurden von Hand gefertigt, gemalt und aufgebaut. Vor 101 Jahren entstand das erste große deutsche Filmstudio in Berlin-Babelsberg.

Das Cabinet des Dr. Caligari war ein Stummfilm und wurde in einem Filmstudio in Berlin-Weißensee gedreht. Dieser wichtige Film hatte am 27. Februar 1920 in Berlin Premiere. 

Der Filmhistoriker Anton Kaes hat in einer Studie den Film in den Kontext der traumatischen Kriegserfahrung gesetzt. Hier finden Sie dazu ein wichtiges Zitat. 

"The Cabinet of Dr. Caligari articulated this diffuse sense of insanity and hysteria, but also the desperate need to find the meaning for all the suffering. Its sudden narrative turns and "duping" of the audience (the narrator turns out to be mad); its hallucinations, projections, and doppelgänger effects; its commercial appeal as a crime and detective story as well as its avant-garde aesthetics have made The Cabinet of Dr. Caligari an emblematic product of the early Weimar Republic. It does not show the war itself, but the conditions under which it functions" (Kaes, Shell Shock Cinema, pp. 74-75). 

Der Regisseur dieses bekannten Filmes war Robert Wiene.  Wer war er?  

Robert Wiene (1873-1938) wurde in Breslau (polnisch: Wroclaw) geboren, das von 1871-1945 zum Deutschen Reich gehörte. In Berlin und Wien studierte Wiene Jura und praktizierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Anwalt in Weimar. 1908 übernahm er in Wien die Verwaltung verschiedener Theater, und in den darauf folgenden Jahren pendelte er zwischen Berlin und Wien als Drehbuchautor für die Messter Film AG und Sascha Film. Bereits vor Caligari konnte er einzelne Erfolge feiern, aber Caligari brachte ihm den meisten Ruhm ein und wurde zum Klassiker des expressionistischen Filmes. Wiene starb 1938 im französischen Exil. Sein Vorhaben, Das Cabinet des Dr. Caligari in einen Tonfilm umzuarbeiten, konnte er nicht mehr umsetzen. Der Tonfilm ersetzte den Stummfilm im Jahre 1929

An der Humboldt-Universität in Berlin studierte Wiene für kurze Zeit Jura.

 


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