3.1 Franz Kafka (1)

Rainer Maria Rilke, auf den wir später zurückkommen werden, ist einer der berühmten Söhne Prags. Aber der Bekannteste ist sicherlich Franz Kafka. Wer war Franz Kafka?

Der Kafkaplatz in Prag

Franz Kafka (1883-1924) schrieb vor allem Prosa. Vielleicht kennen Sie Die Verwandlung (1912), die Erzählung, in der sich der Protagonist Georg Samsa in einen Käfer verwandelt? Sein Vater Hermann und seine Mutter Julie besaßen in Prag ein Geschäft, in dem sie modische Accessoires verkauften (ein sogenanntes "Galanteriewarengeschäft"). In der Josephstadt, dem alten jüdischen Viertel Prags, kann man sein Geburtshaus finden (siehe Foto). Heute ist es ein Museum. In unmittelbarer Nähe befinden sich der jüdische Friedhof und auch die Maisel- Synagoge. Kafka studierte zuerst Germanistik und dann Jura. Er arbeitete für eine Versicherung. Als er 1923 nach Berlin zog, war er bereits an Tuberkulose erkrankt. Kafka starb nur ein Jahr später in einem Sanatorium bei Wien. Ein Wort, das Sie sicherlich schon gehört haben, ist das Wort "kafkaesk." Es bezieht sich auf den kurzen und knappen Schreibstil Kafkas, mit dem er das Absurde und Unheimliche als alltägliche Wirklichkeit für den modernen Menschen beschreibt. Dieser Mensch findet sich immer weniger im Leben zurecht: er ist isoliert und entfremdet.

Kafka lebte in einer turbulenten Zeit; er erlebte den Ersten Weltkrieg und war Zeitzeuge der rapiden politischen und kulturellen Veränderungen des frühen 20. Jahrhunderts in Europa. Seine Texte handeln von Menschen, die durch die fortschreitenden Veränderungen im sozialen sowie im politischen Leben immer mehr von der Welt entfremdet werden.

Ein guter Freund Kafkas war der Schriftsteller Max Brod (1884-1968). Obwohl Kafka dies nicht wollte, veröffentlichte Brod den Nachlass des 1924 gestorbenen Freundes. Einer der Texte aus dem Nachlass ist die "Kleine Fabel" (1931; geschrieben 1920).

Kafkabüste an seinem Geburtshaus


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