6.5 Ingeborg Bachmann (3)

Mehrere junge Schriftsteller und Literaturkritiker fanden sich in der Gruppe 47 zusammen und versuchten, eine neue deutsche Literatur zu schaffen. Ihre Werke wollten sich kritisch mit dem Krieg und dem Dritten Reich auseinandersetzen. Sie wollten nicht Teil einer restaurativen Kulturpolitik werden, die nahtlos an die Traditionen der Zeit vor 1933 anknüpfte und die Kriegsschuld verschwieg. Eine junge österreichische Schriftstellerin beeindruckte die Mitglieder der Gruppe 47 bei einer ersten Lesung ihrer Werke: Ingeborg Bachmann. Wer war Ingeborg Bachmann?

Ingeborg Bachmann (1926-1973) wurde in Klagenfurt geboren. Sie studierte Philosophie in Innsbruck, Graz und Wien. 1950 promovierte sie mit einer Arbeit zu Martin Heidegger. 1953 erhielt sie den Literaturpreis der Gruppe 47 für ihren ersten Gedichtband Die gestundete Zeit. Sie schrieb Hörspiele für den Rundfunk, Prosa und Lyrik. Sie lebte u.a. in Rom, München und Zürich, von 1963 bis 1965 auch in Berlin.


Bachmanns Gedicht "Reklame" erschien 1956 in Die Anrufung des Großen Bären, ihrem zweiten Gedichtband. Lesen Sie das Gedicht mehrere Male und achten Sie dabei auf die unterschiedlichen Schriftzüge. Was bedeuten sie? Inwieweit kann das Gedicht als Gesellschaftskritik verstanden werden? 
 
Von 1963 bis 1965 lebte Bachmann in Berlin. In der Nehringstraße befindet sich die Stadtteilbibliothek West, die heute ihren Namen trägt.
Projektarbeit: Am Ende des Quartals werden Sie eine abschließende Projektarbeit zu diesem Gedicht von Bachmann vornehmen. Näheres erfahren Sie im Unterricht und auf CAMS. So viel sei schon verraten: Im Gegensatz zum Posterprojekt sollen Sie allein einen schriftlichen Text sowie einen mündlichen Vortrag (unterstützt durch eine Powerpoint/Prezipräsentation) erstellen und im Plenum vorstellen.
 
Bitte sehen Sie sich den folgenden Kommentar zu dem bekannten Gedicht von Ingeborg Bachmann an: "Somit lässt sich die Metapher 'Traumwäscherei' mit Formulierungen wie 'Traumfabrik" oder 'Gehirnwäsche' assoziieren [...], mit denen die Konsumgesellschaft der Nachkriegszeit kritisiert wurde. Ferner kann man auf sprachliche Formulierungen der fünfziger Jahre hinweisen, in denen sich das 'waschen' auf die Verdrängung der Nazi-Zeit bezieht [...] Die 'Träume' des Wirtschaftswunders wuschen die Schulden der Vergangenheit."
 
Luigi Reitani. "Zeitkritisches Hören." Interpretationen. Werke von Ingeborg Bachmann. Ed. Mathias Mayer. Stuttgart: Reclam, 2002. Seite 76.

 

 

 

 

 

 


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