3.6 Christian Morgenstern

Auf den ersten Blick könnten Christian Morgenstern und Rainer Maria Rilke, die beide zur selben Zeit in Berlin lebten, nicht weiter voneinander entfernt sein. Auch Morgenstern bildete auf seine Weise Objekte ab. Er sah die Ambivalenz von Wörtern, spielte aber mehr mit ihnen, sowie mit der Form des Gedichts. Seine humoristischen Gedichte wirken grotesk und absurd. Wer war Christian Morgenstern?

Christian Morgenstern (1871-1914) war ein deutscher Dichter, der als Übersetzer literarischer Werke, aber auch als Dramaturg, Lektor und Herausgeber in Berlin arbeitete. Geboren wurde er in München. Zum Studium kam er 1892 nach Berlin, wo er bis 1910 lebte. Sein berühmtestes Werk sind die Galgenlieder. Eigentlich hatte Morgenstern nicht vor, seine Lieder zu publizieren. Da sie aber bei Kabarettabenden vorgetragen wurden und beim Publikum extrem beliebt waren, ließ er sie veröffentlichen. 

Bereits ein erster Blick auf das Gedicht "Fisches Nachtgesang" zeigt die Sprachspielerei, die für Morgenstern typisch ist. Ja, Sie haben das richtige Gedicht gefunden. Schauen Sie es sich bitte ein zweites Mal an. Welche Anmerkung steht unter dem Gedicht? Tragen Sie die komplette Anmerkung in den Kasten ein:  Versuchen Sie es noch einmal - die richtige Antwort besteht aus vier Wörtern!

Welche Bedeutungen hat das Wort "tief"? Wie verstehen Sie es im Zusammenhang mit dem Gedicht? Anstelle von kunstvoll arrangierten Wörtern sehen Sie ein kurzes Gedicht, das nur aus Zeichen besteht. Wörter werden durch Zeichen ersetzt, die beim Lesen in Laute verwandelt werden müssen. Wie können Sie das Gedicht lesen? 

Auch das Gedicht "Die Trichter" ist eine Sprachspielerei. Das Objekt, ein Trichter, wird personifiziert und mit wenigen, kurzen Wörtern dargestellt bis schließlich nur noch drei Buchstaben übrig bleiben. Das Gedicht ist ein Figurengedicht - es sieht aus wie ein Trichter, es hat dieselbe Form. Morgenstern verbindet geschickt Inhalt und Form, Sprachliches und Visuelles, so dass das Gedicht zu einer Figur wird. Was meinen Sie - wie könnte man dieses Gedicht lesen oder vortragen? 


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