6.2 Anna Seghers (2)

Gedenktafel in der Helmstedter StraßeIm Stadtteil Wilmersdorf steht das Wohnhaus, in dem die Schriftstellerin Anna Seghers von 1925 bis zu ihrer Flucht aus Deutschland 1933 lebte. Eine Berliner Gedenktafel weist die Passanten darauf hin. Seghers' Werke, die bereits in den zwanziger Jahren ausgezeichnet wurden, wurden am 10. Mai 1933 auf dem Bebelplatz verbrannt. Wer war Anna Seghers?

Anna Seghers (geb. Netty Reiling) wurde als Tochter eines jüdischen Kunst-und Antiquitätenhändlers in Mainz geboren. Sie studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Philologie und Sinologie in Heidelberg und Köln. 1924 erhielt sie ihren Doktortitel mit einer Arbeit über das Judentum im Werk des Malers Rembrandt. Sie zog 1925 mit ihrem Mann, dem Ungarn László Radványi, nach Berlin um. Aufgrund ihres politischen Engagements für die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und ihrer jüdischen Familiengeschichte floh sie 1933 aus Deutschland und lebte zuerst im europäischen Ausland, bis ihr mit ihrer Familie 1941 die Flucht nach Mexiko gelang. 1947 kehrte sie nach Ost-Berlin zurück und wurde in den siebziger Jahren zur Präsidentin des Schriftstellerverbands der DDR. Sie schrieb Erzählungen, Novellen und Romane. Ebenso war sie journalistisch tätig. Anna Seghers starb 1983 und wurde - wie Brecht - auf dem Dorotheenstädter Friedhof in Berlin beigesetzt.

Die Ausstellung ''Letzte Zuflucht Mexiko'' in der Akademie der Künste am Pariser Platz, 2013

Denk mal daran!

In dem kurzen Text "Zwei Denkmäler" thematisiert Seghers die Erinnerung an vergangene Zeiten und Menschen. Auch in anderen Werken, wie beispielsweise in der im mexikanischen Exil entstandenen Erzählung Der Ausflug der toten Mädchen (1943), widmet sie sich dem Thema der Erinnerung. In diesem autobiografischen Text erinnert sich die Erzählerin Netty an einen Schulausflug und zeigt auf, wie die einzelnen Lebensläufe der Jungen und Mädchen miteinander verbunden sind, und welches Schicksal sie in der Zukunft erwarten wird. Die Erinnerung an den Schulausflug endet mit der Erinnerung an die eigene Mutter, die von Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurde. Ein Stolperstein vor ihrer ehemaligen Wohnung am Fischtorplatz in Mainz erinnert dort heute an Hedwig Reiling.


Next page Previous page