4.6 Robert Wiene (2)
1895 projizierten die Brüder Max und Emil Skladanowsky im Wintergartenpalais in Berlin erstmals Filmaufnahmen auf eine Leinwand. Die Entwicklung und die Verbreitung des neuen Mediums wurde durch den Ersten Weltkrieg verlangsamt, aber nach dem Ende des Krieges wuchs die deutsche Filmindustrie stetig und machte sogar Hollywood Konkurrenz. Es entstanden zahlreiche "Lichtspielhäuser" (= Kinos), um dem großen Andrang der Besucher gerecht zu werden. In der Stummfilmära beschäftigten viele Kinos Musiker, oder sogar ganze Orchester, die die Filmmusik live zu den Bildern dazuspielten. Zu den schönsten Kinos in Berlin gehörte der UFA-Palast am Zoo.
Wienes Lebenslauf, seine Familiengeschichte und seine Wohn- und Arbeitsorte, verdeutlichen, wie eng das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn verbunden war. Werfen Sie einen Blick auf die Landkarte Europas, die durch den Sieg der Alliierten und den dann folgenden Vertrag von Versailles grundlegend verändert wurde. Beide Länder mussten Gebiete abtreten. Auch Freiheitsbestrebungen in anderen Ländern, wie z.B. in Irland, führten zu Grenzverschiebungen. Sehen Sie, wie "klein" die zwei ehemaligen Monarchien nach Ende des Krieges waren?
Raten Sie ein weiteres Mal! blieb die deutsche Hauptstadt in der neu gegründeten Weimarer Republik. Kaiser Wilhelm II. war in die Niederlande geflohen, und in Berlin hatte der SPD-Politiker Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstagsgebäudes am 9. November 1918 die erste deutsche Demokratie ausgerufen. Die Jahre der Monarchie waren vorbei. In Österreich wurde ebenfalls 1919 eine Republik ausgerufen, mit Wien als Hauptstadt. Prag wurde zur Hauptstadt der neu gegründeten Tschechoslowakei.
Wie Sie bereits im Herbst gelernt haben, sind die Zwanziger Jahre u.a. geprägt von politischen Konflikten, die offen auf den Straßen Berlins ausgetragen wurden. Die Wirtschaft schlitterte zwischen 1920 und 1923 von einer Krise in die andere. Die Arbeitslosigkeit stieg, und damit auch die Armut. Die Reichsmark verlor rapide an Wert, und die sogenannte Hyperinflation führte 1923 zur Einführung einer neuen Währung, der Rentenmark. Zwar konnte sich die Wirtschaft kurzzeitig erholen, aber bereits 1929 fiel sie nach dem Börsencrash am 24. Oktober, wie ein Kartenhäuschen, wieder in sich zusammen. Im November 1932 gewannen die Nationalsozialisten die Wahl zum Reichstag mit einer Mehrheit, und Adolf Hitler wurde am 30. Januar 1933 als Kanzler vereidigt.
